Regierungsbezirk
Oberbayern
PA München 19
Geschichte
Als im Jahr 1860 die flächendeckende Landzustellung in ganz Bayern eingeführt wurde, teilte man das Neuhauser Gemeindegebiet in 2 Zustellbezirke: Der Teil westlich der Landshuter Allee gehörte zu Nymphenburg, der östliche Teil zu München. Diese Aufteilung führte zu der paradoxen Situation, dass die Briefe und Pakete von München hindurch Neuhausen durch nach Nymphenburg transportiert wurden und der Nymphenburger Postbote diese wieder nach Neuhausen zurücktragen musste.
Die Einwohnerzahl Neuhausens stieg jedoch bis 1880 sprunghaft auf rund 8.500 Bewohner an, unter anderem deshalb, weil sich zwei große Industriebetriebe hier niedergelassen hatten: Die Lokomotivfabrik Krauss in der Arnulfstraße und die Zentralwerkstätte der königl. bayr. Staatsbahn an der Richelstraße. Diese Betriebe benötigten eine Vielzahl von Arbeitern, die durch das Fehlen von Massenverkehrsmitteln gezwungen waren, in unmittelbarer Nähe zu ihren Arbeitsplätzen zu wohnen.
Nun wollten die Neuhauser auch eine eigene Postanstalt, wie sie die Nymphenburger schon 1859 erhalten hatten.
Am 3. Dezember 1877 fasste der Neuhauser »Liberale Verein
der Reichsfreunde« den Beschluss, die Gemeindeverwaltung aufzufordern, beim königl. Oberpostamt die Einrichtung einer Postexpedition, wie die Postämter damals genannt wurden, zu beantragen. Neuhausens Bürgermeister Josef Kammerloher schrieb daraufhin am 18. Januar 1878 an das königl. Bezirksamt München links der Isar und begründete den Antrag u.a. mit folgendem Wortlaut: » … Es besteht leider bis jetzt der Mißstand, daß nicht nur die Privatbriefe, sondern auch die dienstliche Correspondenz stets einen, ja auch oft zwei Tage später anlangen als in allen anderen Orten des ganzen deutschen Reiches, obwohl unserer in unmittelbarer Nähe der königl. Haupt- und Residenzstadt München liegt. ( … ) Von zu großem Nachteil wirkt dieser Mißstand auf die Dienstlegung sämtlicher Branchen. Sehr häufig kommt es vor, dass Vorladungen zu Gerichten, welche per Post hier anlangen, wegen zu spätem Eintreffen remittiert werden müssen. Es ist daher ein unabweisbares Bedürfnis den hiesigen allgemeinen Klagen und Beschwerden durch Errichtung einer Post gerecht zu werden, weshalb wir unsere Eingangs erwähnte Bitte erneuern, hohes königliches Bezirksamt wolle unser Gesuch höchster Stelle geeignet befürworten.« Es war ihm jedoch kein Erfolg beschieden.
Das königl. Oberpostamt lehnte die Einrichtung einer eigenen Neuhauser Postanstalt ab. Um jedoch Verzögerungen bei der Zustellung in Neuhausen zu vermeiden, wurde in Nymphenburg ab dem 1. April 1878 ein zweiter Zusteller eingestellt.
Erst nachdem die Zustände immer unhaltbarer wurden, gab die hohe Behörde endlich nach. 1879 wurde die Errichtung einer Postexpedition genehmigt.
Die „Geburtsurkunde“ der Neuhauser Post

Das alte Schulhaus am Rotkreuzplatz. Der hölzerne Windfang, auf dem Foto ganz links, war der Eingang zu Post.

Erster Standort der Neuhauser Post.

Am 1. Januar 1890 wurde Neuhausen nach München eingemeindet. Im Verordnungsblatt für die königlich bayerischen Verkehrsanstalten fand sich deshalb am 4. Januar 1890 folgende Bekanntmachung:
Nach einigen Umzügen resultierend aus Platzbedarf der Amtsstelle München 19 fand es im März 1925 seine endgültige Heimat in der Winthirstraße 4-6.

Ende des 2. Weltkrieges ereilte das Postamt im Frühjahr 1945 zwei Bombentreffer. Diese wurden notdürftig repariert und die Amtsstelle wurde im Juni 1945 wieder eröffnet. Das Amt wurde in die Schadensklasse mittel eingeteilt.
Im Jahr 1954 wurde das Postamtsgebäude dann endlich wiederauf- und umgebaut. Der Architekt Walther Schmidt, der schon 1925 zusammen mit Robert Vorhölzer für die Errichtung des Gebäudes zuständig war, erstellte auch dieses Mal den Plan.
Äußerlich fällt auf, dass die Klinkerverkleidung im Erdgeschoß weggefallen ist und daß der Eingang zur Schalterhalle, der bis dahin in der Mitte des Gebäudes lag, nach links verschoben und über den beiden Toreinfahrten eine jetzt doppelte Fensterreihe eingebaut wurde. Die Schalterhalle kam in den rückwärtigen Teil des Erdgeschoßes, ihre Fenster gingen nun nicht mehr in die Winthirstraße sondern in den Hof. Auf dem Raum der bisherigen Schalterhalle wurden eine Postfachanlage, 3 Telefonzellen, das Büro der Schalteraufsicht und die Paketschalter untergebracht. Außerdem war vor dem Windfang ein Spätschalter eingerichtet, an dem bis 1970 der Sonntagsschalterdienst (von 11 bis 12 Uhr) geleistet wurde.

Schließfachanlage und Spätschalter

Schalterhalle nach dem Umbau
