Regierungsbezirk
Oberbayern

PA Dachau 2(Bhf)

 Geschichte

Im Jahre 1756 wurde die Poststraße München-Augsburg über Fürstenfeldbruck und Tegernbach wurde abgeändert in Dachau über Schwabhausen und über Eurasburg.

Als Kurfürst Max Josef III. um 1750 die Straße München-Dachau-Friedberg-Augsburg ausbauen ließ und 1760 dann zur „Poststraße“ erhob, benötigte die Thurn-und-Taxis’sche Postverwaltung zur Einrichtung eines zweiten Postkurses nach Augsburg neben der Strecke über Fürstenfeldbruck mehrere Poststationen.

Dachau lag zu nahe vor München, wie Friedberg zu nahe an Augsburg. In zwei Ortschaften, die diese Poststrecke aber günstig dreiteilten, in Schwabhausen und Eurasburg, fand die Taxis’sche Post die gesuchten „realitätenbesitzenden“ Posthalter. So war denn von 1760 an Dachau von Schwabhausen aus mit Post versorgt. In Dachau war damals nur ein Briefträger der Taxis’schen Post beschäftigt, welcher die geringen Mengen der anfallenden Post auszutragen oder einzusammeln hatte. Die abzusendenden Briefschaften wurden dann zur nächsten Postexpedition gebracht, in unserem Falle nach Schwabhausen.

Die Tätigkeit wurde an einen Dachauer übertragen. Als erster Briefträger und auch Briefsammler ist der am 13.Januar 1739 in Dachau geborene Seilermeisterssohn Sebastian Dollinger nachgewiesen.

Mitte 1808 übernahm die Königliche Bayerische Post von Thurn und Taxis das Postwesen in Bayern. Der Posthalter und Postexpeditor in Schwabhausen war zu dieser Zeit Franz Michael Weigenthaler.

Es wurde in Dachau auch eine Briefsammelstelle in der Augsburger Straße 42 eingerichtet, heute Augsburger Straße 29.

Der Briefsammler hatte zunächst die Geschäfte des reitenden und fahrenden Postdienstes zu besorgen, was heute etwa der Brief- und Paketpost entspricht. Als Postreiter brachte er auch abends die Post nach München und anderntags früh die ankommende Post wieder nach Dachau zurück.

Nach einer Neuorganisation wurden die abzusendenden Briefschaften von den Landboten abgeholt und zur nächsten Postexpedition gebracht, in unserem Falle nach Schwabhausen. Der Spengler und bisherige Postreiter Joseph Klammer übernahm nun die Tätigkeit des „Briefsammlers“.

Der Brief nach Freising aus dem Jahre 1809 ist noch mit dem Rayonstempel „Schwabhausen R4“ aus
der Thurn- und Taxiszeit versehen, da zu diesem Zeitpunkt noch die von Napoleon veranlasste
Ryoneinteilung galt.

Die napoleonischen Feldzüge 1817 bis 1821 hatten die Schwabhauser Straße sehr in Mitleidenschaft gezogen. Die Voranmeldung von Reisen höchster Herrschaften über Dachau führte dazu, dass die Chausseeschäden baldmöglichst wieder behoben wurden; und schon 1817 transportierte man den größeren Teil von 15.000 Salzfässern statt auf der festen Kiesstraße über Fürstenfeldbruck auf der Sandstraße wieder über Schwabhausen, obwohl diese ohnehin durch Post- und Botenwagen genug beschädigt war.

Im Jahre 1834 erhielt Dachau ihre erste Postexpedition durch die Umwandlung der Briefsammlung in eine Postexpedition.

1850 gehörten zur Postexpedition Dachau zwei Landzustellbezirke mit 43 Orten:

1. Zustell-Bezirk

Ampermoching
Deutenhofen
Lotzbach
Palsweis
Randelsried
Webling

1. Zustell-Bezirk

Arzbach
Etzenhausen
Lauterbach
Pellheim
Ried

1. Zustell-Bezirk

Augustenfeld ober
Herbertshausen
Mariabrunn
Priel
Steinkirchen

1. Zustell-Bezirk

Augustenfeld unter
Karlsfeld
Mitterndorf
Pullhausen
Udlding

2. Zustell-Bezirk

Bachern ober
Deutenhausen
Grubhof
ober Moosschwaige
Polln
Schönbrunn

1. Zustell-Bezirk

Bachern unter
Eisolzried
Gründing
unter Moosschwaige
Prittlbach
Unterweilbach

1. Zustell-Bezirk

Bergkirchen
Facha
Hopfenau
Rothschwaige
Würmmühle

1. Zustell-Bezirk

Bibereck
Feldgeding
Kinaden
Oberweilbach
Röhrmoos

1850: Für beide Zustellbezirke waren 2 Postboten zuständig
1873: Für beide Zustellbezirke waren 3 Postboten zuständig
1888: Für beide Zustellbezirke waren 4 Postboten zuständig
1894: Für beide Zustellbezirke waren 5 Postboten zuständig

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Bayern hatte seit dem 1. November 1848 eigene Briefmarken. Es war das erste Land in Deutschland, das
Briefmarken herausgab. Der Brief vom 2. Februar 1850 nach Donauwörth ist mit einer 6-Kreuzer-Marke
frankiert. Diese ist mit einem Federstrich und dem bayerischen Segmentstempel von Dachau entwertet,
was genau den Vorgaben der Post entsprach.

Am 14. November 1867 wurde die Bahnlinie München-Ingolstadt eröffnet. Gleichzeitig wurde die neue Postexpedition Dachau am Bahnhof eingerichtet. Die Postexpedition Dachau-Bahnhof war im Bahnhofsgebäude untergebracht. Von der zum gleichen Zeitpunkt verfügten Umwandlung der Postexpedition im Markt in eine Postablage wurde nach Einspruch des Bezirksamtes und der Marktgemeinde Abstand genommen.
Die Postablage wurde schon nach kurzer Zeit wieder in eine Postexpedition umgewandelt. Wie lange (bzw. kurz) die Postexpedition bestand, ist noch nicht endgültig erforscht. Die Postexpedition befand sich immer noch im Steigerbräu, Anwesen Nr. 112. Röhrmoos hatte zum gleichen Zeitpunkt eine mit dem Bahndienst vereinigte Postexpedition erhalten. Altomünster und Indersdorf fuhren ihre Post nun selbst, und zwar nach Röhrmoos, so dass der Poststall Dachau aufgelöst wurde.
Der verbliebene Landpostkurs von Dachau-Bahnhof über Dachau-Markt nach Schwabhausen verblieb beim Poststall Schwabhausen.

Der Brief wurde in der Postexpedition am 6. Oktober 1872 am Dachauer Bahnhof aufgegeben. Sehr seltener
blauer Bahnhof Segmentstempel auf einem Brief vom Pfarramt Mitterndorf an das Pfarramt in Westerholzhausen,
über Post Indersdorf.

Es ist davon auszugehen, dass spätestens ab Anfang 1868 die Postablage aufgewertet und umbenannt wurde in „Postexpedition Dachau Markt“. Die Poststelle befand sich immer noch im Steigerbräu Anwesen Nr. 112. Die Zustellung in Dachau-Markt und über Land verblieb bei der Postexpedition Dachau-Markt.

Die Segmentstempel der Postexpedition Dachau-Markt auf diesem Brief zeigen die Bezeichnung DACHAU-MKT“.


1897 wurde im Postamt Dachau-Markt die erste staatliche Telefonanlage installiert. Die bis dahin einzige private Telefonanlage befand sich seit 5. August 1885 in der Papierfabrik. Zum Telefonieren musste ein Telefon-Billet gekauft werden.

1900 konnte der Omnibus nach Schwabhausen, der bisher die Post vom Dachauer Bahnhof zum Postamt am oberen Markt brachte, die immer mehr werdende Post nicht mehr transportieren.
Das Postamt am oberen Markt erhielt deshalb für die Fahrten zum Bahnhof ein Pferdefuhrwerk, das außerdem für werktäglich zwei und sonntäglich eine Paketzustellung eingesetzt wurde.

Am 1. August 1904 wurde das Postamt Dachau 1 zur Zweigdienststelle des neuen am Dachauer Bahnhof gebauten Postamtes Dachau 2. Mit dem Neubau des Postamtes am Bahnhof Dachau war gleichzeitig die Trennung vom Bahndienst verbunden.
Das neue Postamt Dachau 2 wurde als Postamt 2. Klasse eingestuft- und das Postamt im Bahnhof gleichzeitig geschlossen.

Das neue Postgebäude, Postamt Dachau 2 am Bahnhof

Am 8. Juli 1912 wurde die neue Bahnstrecke Dachau-Indersdorf eröffnet, die Postbeförderung noch im gleichen Monat eröffnet. Die Post wurde mit drei Bahnpostkursen in beiden Richtungen transportiert. Dazu war ein Postwagen, der sowohl Briefe als auch Pakete aufnehmen konnte, am Zug angehängt. Im Wagen arbeitete ein Postbediensteter, der die Briefe stempelte und sortierte, damit sie an der Endstation direkt weiterverteilt werden konnten. Die bisherige Postomnibusverbindung von Dachau nach Schwabhausen wurde auf Grund der neuen Eisenbahnlinie stillgelegt, da die anfallende Post nun per Bahn befördert wurde.

 
 
 
 
 
 
Unfrankierte Postkarte über die Posthilfsstelle Niederroth eingeliefert und mit der Bahnpost nach Etzenhausen bei Dachau befördert. Die Karte wurde im Bahnpostwagen mit dem Streckenstempel „Indersdorf-Dachau“ gestempelt und mit 10 Pfennig Nachgebühr belegt. Wie der handschriftliche Vermerk zeigt, war sie ohne Marke in den Briefkasten von Niederroth gelegt worden.

1916 wurde die königliche Pulver- und Munitionsfabrik Inbetrieb genommen (ab 1933 SS-Lager und Konzentrationslager, heute Bereitschaftspolizeigelände) mit rund 5000 Arbeitskräften, brachte für die Post einen deutlichen Mehraufwand. Besonders der Zustell- und Fernsprechdienst waren betroffen.

Am 22. März 1933 wurde das Konzentrationslager Dachau auf dem Gelände der ehemaligen Pulver- und Munitionsfabrik eröffnet. Auf dem Gelände des Konzentrationslagers stellte die Reichsführung SS-Räume für die Einrichtung des neuen Zweigpostamtes Dachau 3 zur Verfügung. Die Deutsche Reichspost brauchte keine Miete zu bezahlen, auch keine Stromkosten für Beleuchtung und keine Brennstoffkosten für Beheizung. Die Reichsführung SS stellte zudem einen zur Postbeförderung geeigneten Anhänger für Kraftwagen zwischen Bahnhof und Lager zur Verfügung. Das Zweigpostamt Dachau 3 wurde in einem Neubau in unmittelbarer Nähe des Lagers eingerichtet. Es befand sich am „Eickeplatz“ (benannt nach dem Lagerkommandanten Eicke). Das Postamt 3 befand sich also nicht im KZ-Lager. Es war somit für jedermann zugänglich. Es waren dort fünf Postbeamte ständig beschäftigt (Betriebsleiter, je ein Beamter am Brief- u. Geldschalter und Paketschalter, ein Briefverteiler und ein Paketzieher).

Während der Besetzung Österreichs konnte die Postverbindung zum Lager nur mit alten Pferden durchgeführt werden. Das KZ füllte sich mit Gefangenen, die SS-Unterkünfte mit Rekruten aus Österreich. Das Brief- und Paketaufkommen nahm an Umfang von Tag zu Tag sprunghaft zu. Die Postverbindungsfahrten von Postamt Dachau 2 nach dem Zweigpostamt Dachau 3 leistete seit Oktober nicht mehr das Lager, sondern die Deutsche Reichspost. Das Postamt Dachau 2 braucht einen Kraftfahrerdienstposten.

 



Brief eines Häftlings vom 14. Juni 1944 auf Vordruckfaltbrief aus dem Konzentrationslager Dachau
nach Horni Bříza (dt. Ober Birken) bei Pilsen, einer Stadt im damaligen Protektorat Böhmen und Mähren.

Das Postamt Dachau 2 und Zweigpostamt Dachau 3, eine Übersicht der in den Jahren 1937/1938 erbrachten Leistungen der Postmitarbeiter.

Dienstleistungen
.

Eingelieferte E-Briefe
Eingegangene E-Briefe
Eingelieferte Pakete
Eingegangene Pakete
Eingelieferte Päckchen
Eingegangene Päckchen
Einzahlungen Zahlkarten / Postanweisungen
Auszahlungen Zahlungsanweisungen /Postanw.
Nachnahmen

1937
.

1.889
2.003
7.408
12.400
7.304
5.777
13.613
7.468
4.603

1938
.

2.263
4.053
9.932
15.297
7.362
7.111
14.345
25.811
4.968

1939
nur Dachau 3

538
1.982
1.280
5.500
793
1.542
3.039
21.350
442

Zweigpostamt Dachau 3 am Eickeplatz wurde mit der Befreiung des Konzentrationslagers am 19. April 1945 geschlossen. Die Dienstgeschäfte für Dachau 3 wurden vom Postamt Dachau 2 beim dortigen „Schalter V“ geführt.

Ehemalige Häftlinge richteten ein polnisches Postamt ein, das in der Gaststätte „Drei Rosen“ untergebracht war. Ausgaben von Briefmarken und Blöcken mit der Bezeichnung Poczta Dachau und Poczta Dachau/Allach sind private Erzeugnisse und hatten in Deutschland zu keiner Zeit postalische Gültigkeit. Es handelt sich um Vignetten!
Post von „Displaced Persons“ war innerhalb der gesamten UPU gebührenfrei.

 
 
 
 

 

 
Ein Beispiel von verschiedenen ausgegebenen Blöcken

Am 5. Dezember 1947 Neueröffnung des Zweigpostamts Dachau 3 im Gebäude 14b des Internierungslagers. Zu diesem Zeitpunkt war das Postamt jedoch nur den US-Truppen des Camps Dachau zugänglich.

Anfang 1949 Wiedereröffnung von Zweigpostamt Dachau 3 im Camp Dachau. Ab dieser Zeit war das Zweigpostamt Dachau 3 auch den zivilen Mitarbeitern der US-Truppen im US-Camp zugänglich.

Die Ankunft zahlreicher Heimatvertriebener zwang Dachau im Sommer 1949 zur Errichtung eines Zweigpostamtes im Siedlungslager Ost. Die Bezeichnung war Dachau 4 (Ost). Der Zustellbereich erstreckte sich auf das gesamte Lager.