Die Plattierung von Bautenmarken
Norbert Handlos, Gemmmingen
Bei der Beschäftigung mit der Bautenserie stellt die Plattierung die „Königsdisziplin“ des gesamten Sammelgebietes dar. Aufgrund der vielen Merkmale der einzelnen Marken lässt sich für jedes einzelne Bogenfeld der Platz auf der Druckplatte bestimmen, so dass es wie bei keiner anderen Briefmarkenausgabe möglich ist, aus den Einzelmarken die kompletten Druckbögen zu rekonstruieren.
Diese Rekonstruktion wird Plattierung genannt und ist eine äußerst spannende Aufgabe, aus der sich dem Plattierer die Erstellung der Schalterbögen erschließt. Einerseits sind viele Werte der Bautenserie komplett erforscht und es gibt reichhaltige Unterlagen, um die einzelnen Felder zu bestimmen, andrerseits beschäftigen sich viele Sachbearbeiter der Arbeitsgemeinschaft Bautenserie 1948 mit der Erforschung einzelner Werte und gerade bei den Werten mit sehr hohen Auflagen, wie z. B. der 4 Pf, 10 Pf, 20 Pf (rot) oder der 30 Pf (blau) steht die Forschung noch am Anfang und ermöglicht es auch Anfängern auf diesem Gebiet, an der Gewinnung neuer Erkenntnisse mitzuarbeiten.
Es ist immer wieder ein besonderer Erfolg für die Plattierer, wenn es gelingt, einen Schalterbogen oder auch einen gesamten Bautenwert komplett zu rekonstruieren.
Für die Plattierung werden Forschungsunterlagen sowie gute optischer Hilfsmittel benötigt. Die Arbeitsgemeinschaft Bautenserie 1948 kann für die erforschten Werte mit ihrem Handbuch sowie den mehrfach im Jahr erscheinenden Mitteilungsblättern die entsprechenden Unterlagen zur Verfügung stellen sowie bei der Beschaffung optischer Hilfsmittel (am besten geeignet sind binokulare Mikroskope oder digitale Geräte mit einer circa 20-fachen Vergrößerung) behilflich sein. Des Weiteren unterstützt die Markenverwaltung der Arbeitsgemeinschaft die Mitglieder bei der Beschaffung von Marken zu günstigen Preisen
Im Folgenden wird die Plattierung von Bautenmarken
am Beispiel der 3 DM Type II dargestellt:
Der 3 DM-Wert der Bautenserie in der Type II, der sogenannten hohen Treppe, ist komplett erforscht und es gibt umfassende Berichte und Zeichnungen, die das Plattieren aller 600 Bogenfelder ermöglichen. Die sehr schöne Farbe dunkelkarminrot und das bei den Holstentormarken etwas größere Format erleichtern das Auffinden von Feldmerkmalen. Zusätzlich kann der sich der Plattierer als Schatzsucher betätigen: Der Wert wurde mit 3 Druckplatten gedruckt, wobei nur ein sehr kleiner Anteil von ca. 3% auf die Platte B entfällt. Dadurch werten Marken der seltenen B-Platte deutlich höher als alle anderen 3 DM II -Marken.
Zunächst ist es notwendig, sich die Forschungsberichte sowie eine Startmenge an Marken zu besorgen, entweder aus der eigenen Sammlung, über die Markenverwaltung der Arbeitsgemeinschaft Bautenserie 1948 (für Mitglieder), über Internetplattformen oder den Markenhandel.
Die Plattierungsunterlagen zeigen auf, wie die Druckplatten erstellt wurden: Von einem Einzelbild wurde eine waagrechte Fünferreihe kopiert, diese wiederum kopiert und zum Zehnerstreifen zusammengesetzt. Aus 5 Zehnerstreifen wurde ein Fünfziger-Bogen zusammengesetzt und schließlich aus 4 Bogenkopien eine Druckplatte erstellt.
Bei der Vervielfältigung des Dias zum Fünferstreifen entstanden auf den Feldern 1, 2, 3 und 4 die sogenannten Primärmerkmale (PM). Aufgrund des Zusammensetzens von 2 Fünferstreifen zum Zehnerstreifen wiederholen sich die PM I, II, III und IV auf den Spalten VI, VII, VIII und IX.
Die Marken werden im Folgenden entsprechend der meist gut
erkennbaren PM in einzelne Stapel sortiert.
Beim Kopieren der 5 Zehnerstreifen zum Schalterbogen entstanden Sekundärmerkmale (SM). Insgesamt 19 der 50 Bogenfelder weisen Sekundärmerkmale auf, wovon einzelne nicht auf allen Schalterbögen auftreten. Vor allem die Sekundärmerkmale 13, 19a und 38 wurden häufig retuschiert.
Anschließend wurde aus vier 50er-Schalterbogen der 200er-Druckbogen (Nutzen) zusammengesetzt, wobei neue Merkmale entstanden, die Tertiärmerkmale (TM) genannt werden. Diese finden sich jeweils nur auf einem Feld eines bestimmten Schalterbogens.
Letztlich wurden aus der Gesamtfolie des Drucknutzens die 3 Platten erstellt, wobei wiederum eine Vielzahl von Quartärmerkmalen (QM) entstanden, die ein nahezu vollständiges, eindeutiges Orten eines jeden Bogenfeldes ermöglichen.
Damit ergeben sich 3 x 4 x 50 = 600 verschiedene Bogenfelder, die anhand der Unterlagen fast immer eindeutig zugeordnet werden können. Allerdings ist anzumerken, dass manche Merkmale teilweise schwach auftreten oder durch den Stempel verdeckt sind, so dass im Durchschnitt eine Restmenge von zwei bis drei Prozent nicht zuordenbaren Marken übrigbleibt.
Die Bestimmung der Tertiär- und Quartärmerkmale erfolgt anhand der Plattierungs- unterlagen der der Arbeitsgemeinschaft Bautenserie 1948 gemäß nachfolgendem Beispiel:Tertiär- und Quartärmerkmale der Platte B, der Reihen 4 und 9 des Nordostbogens
Das Plattieren erfolgt nun folgendermaßen –
unter dem Binokular zeigt eine Beispielmarke diverse Merkmale:
1. Sehr schnell ist am rechten Turmdach die weiße Stelle des Primärmerkmals IV/IX gefunden (siehe auch die Darstellung der Primärmerkmale: PM 4a).
2. Die bis zum Markenrand durchgehende weiße rechte Turmspitze verrät das Sekundärmerkmal 44 (siehe auch die Darstellung der Sekundärmerkmale)
3. Nun gilt es die 4 Bogenfelder 44 nach Tertiärmerkmalen zu durchsuchen, wobei man schnell beim Nordost-Bogen fündig wird: Das Tertiärmerkmal 244 a ist sehr gut zu erkennen, bei etwas genauerem Hinsehen auch das leicht überstempelte Tertiärmerkmal 244 b.
4. Gleich vier Quartärmerkmale 244 a bis d ermöglichen ein eindeutiges Bestimmen des Bogenfeldes
Voila: Die Marke gehört zur seltenen Platte B und ist das Bogenfeld 44 des Nordostbogens (NO = 244 / NW wäre 144 / SW wäre 344 / SO wäre 444).
Auf diese Weise werden – ausgehend von den Primärmerkmalen – alle zuvor gebildeten Häufchen geortet / plattiert und das ermittelte Bogenfeld mit einem weichen Bleistift auf der Rückseite der Marken vermerkt. Kleinere Zähnungsunregelmäßigkeiten sind akzeptabel.
Die plattierten Marken werden dann im Einsteckalbum oder auf
Plattierungsbögen zu kompletten Schalterbögen zusammengestellt.
Für eine vollständige eigene Plattierung benötigt man erfahrungsgemäß die etwa vierfache Markenmenge der zu ortenden Felder, wenn undurchsuchtes Markenmaterial zur Verfügung steht. Um diese Anzahl deutlich zu reduzieren, ist der Tausch plattierter Marken mit den Beständen anderer Sammler sehr hilfreich. Bei der Plattierung der 3 DM II wird die Rekonstruktion der seltenen Platte B nur mit Tauschmaterial möglich sein, die Platten A und C sind wesentlich leichter zusammenzustellen. Aber auch hier können Tauschpartner aus der Arbeitsgemeinschaft Bautenserie 1948 eine wertvolle Hilfestellung leisten.
Die absolute Spitze der Plattierung wird durch die Plattierung von Streifen erreicht. Dies ist bei vielen Werten mit hohen Auflagen machbar, bei der beschriebenen 3 DM II für die A- und C-Platte, hier aber auch nur in Kooperation mit Tauschpartnern. Bei der B-Platte ist das vorhandene Markenmaterial zu gering, um eine vollständige Streifenplattierung zusammenzustellen.